Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 7. Juni 2003

Authors

Wissenschaft — THC reduziert ErregungszustĂ€nde und verbessert Appetit von Alzheimer-Patienten

Eine Pilot-Studie legt nahe, dass THC (Dronabinol) bei Patienten, die an der Alzheimer-Krankheit leiden, ihre Erregtheit reduzieren und zu Gewichtszunahme fĂŒhren kann. Die Ergebnisse wurden beim jĂ€hrlichen Treffen der Amerikanischen Gesellschaft fĂŒr Geriatrie (Altersheilkunde) vorgestellt.

Die Studie untersuchte neun Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 83 Jahren. Alle Patienten wiesen akzeptierte Kriterien fĂŒr eine mögliche Alzheimer-Krankheit auf und hatten eine unbefriedigende Kontrolle ĂŒber ihre Erregtheit. Die Mini-Mental-State-Untersuchung (MMSE), ein Test der einfache kognitive FĂ€higkeiten misst, und eine AbschĂ€tzung von AktivitĂ€ten des tĂ€glichen Lebens wurden verwendet, um die Patienten zu Beginn und der Studie und nach einem Monat zu beurteilen. Die Patienten erhielten anfangs tĂ€glich 2 x 2,5 mg THC, was bis zu einem Maximum von 2 x 5 mg pro Tag gesteigert wurde. ZusĂ€tzlich wurden alle Patienten mit einem atypischen Neuroleptikum und mindestens vier Medikamenten zur Verhaltenskontrolle behandelt.

Nach einem Monat war die Unruhe bei sechs Patienten signifikant reduziert. Drei Patienten erlebten eine durchschnittliche Zunahme im MMSE von 1,2 Punkten (Ausgangswert: 11 Punkte). Eine funktionelle Verbesserung wurde bei drei Patienten beobachtet. Vor der Studie hatten alle Patienten wegen Appetitlosigkeit an Gewicht verloren. Nach der THC-Behandlung hatten alle zugenommen. Es wurden keine Nebenwirkungen, wie StĂŒrze, Synkopen (kurzzeitige Ohnmacht), AnfĂ€lle oder Verschlechterungen von Erregtheit oder Depression beobachtet.

"Unsere Studie zeigt, auch wenn sie vorlĂ€ufig ist, dass Dronabinol bei Patienten mit der Alzheimer-Krankheit die Erregtheit vermindern und den Appetit verbessern kann, wenn traditionelle Behandlungen nicht erfolgreich sind," erklĂ€rte Dr. Joshua Shua-Haim, Leiter der Studie und medizinischer Direktor des Meridian-Instituts fĂŒr das Altern in Zentral-New Jersey.

Bereits 1997 hatten Dr. Ladislav Volicer und Kollegen eine Studie bei 15 Patienten mit der Alzheimer-Krankheit, die die Nahrung verweigerten, durchgefĂŒhrt. Elf Patienten beendeten die 12-wöchige kreuzkontrollierte Studie mit THC und Placebo (sechs Wochen fĂŒr jede Behandlung). Die Gabe von THC resultierte in einer deutlichen Gewichtszunahme. Überraschenderweise verringerte THC auch die StĂ€rke des verwirrten Verhaltens. Im Jahre 1999 schĂ€tzte Unimed, der Vermarkter der THC-Zubereitung Marinol, dass etwa 5 - 10 Prozent der Patientenpopulation des Medikamentes aus Alzheimer-Patienten bestand.

(Quellen: PR Newswire vom 15. Mai 2003; NORML vom 29. Mai 2003; Volicer L, et al. Int J Geriatr Psychiatry 1997;12:913-9; Joy JE, Watson SJ, Benson JA (eds): Marijuana and Medicine: Assessing the Science Base. Institute of Medicine, National Academy Press, Washington DC 1999)

USA — Ed Rosenthal zu einem Tag GefĂ€ngnis verurteilt

Ein verurteilter Cannabisanbauer wurde am 4. Juni von einem Bundesrichter zu einem Tag GefÀngnis und einer Geldstrafe von 1.000 US-Dollar verurteilt, die nachsichtigste Strafe, die gesetzlich erlaubt ist.

Ed Rosenthal sah sich nach seinem Schuldspruch im Januar mit einer möglichen Strafe von 100 Jahren GefĂ€ngnis und einer möglichen Geldstrafe von 4,5 Millionen Dollar konfrontiert. Die Bundesbehörden hatten Rosenthal im letzten Jahr wegen des Anbaus von mehr als 100 Cannabispflanzen, das unter dem Schutz der medizinischen Marihuana-Verordnung der Stadt Oakland (Kalifornien) zu medizinischen Zwecken verkauft werden sollte, verhaftet. Rosenthals UnterstĂŒtzer lobten das Urteil. Einer von Rosenthals AnwĂ€lten, Robert V. Eye, erklĂ€rte, der Umgang des Richters mit der Verurteilung sei eine Mahnung, dass "Gerechtigkeit möglich ist".

Der Richter, Charles R. Breyer vom Bundesdistriktgericht, hatte es nicht zugelassen, dass Rosenthal den medizinischen Zwecks seines Cannabisanbaus als Verteidigung vorbringen darf, was einige Geschworene spĂ€ter zu der Beschwerde veranlasste, dass sie vom Gericht in die Irre gefĂŒhrt worden seien. "Wenn die Geschworenen das gehört hĂ€tten," erklĂ€rte ein anderer Anwalt von Rosenthal, Dennis P. Riordan, "so hĂ€tten sie entscheiden können, dass Ed nach gutem Glauben gehandelt hatte und ihn freisprechen können." Er erklĂ€rte, gegen das Urteil Berufung einlegen zu wollen.

Nach der Verurteilung im Januar verlangten einige Geschworene eine neue Verhandlung, und als sie damit scheiterten, schrieben sie einen Brief an Richter Breyer, in dem sie auf Milde drĂ€ngten. Bei einer Anhörung am 4. Juni sagte Richter Breyer, es sei vernĂŒnftig anzunehmen, dass Herr Rosenthal geglaubt hatte, legal zu handeln.

Obwohl es eine allgemeine Übereinstimmung gab, dass das Urteil nicht auf einen rechtlichen Durchbruch fĂŒr die UnterstĂŒtzer von medizinischem Marihuana hinauslaufen wird, so sagten doch einige voraus, dass es die Bewegung ermutigen werde, den Bundesdrogengesetzen den Kampf anzusagen. Und Andrea Barthwell, stellvertretende Direktorin des BĂŒros fĂŒr die Nationale Drogenkontrollpolitik des Weißen Hauses erklĂ€rte, dass sie "sehr besorgt" sei, dass das Urteil "das falsche Signal senden werde".

(Quellen: Associated Press vom 4. Juni 2003, New York Times vom 5. Juni 2003, Reuters vom 5. Juni 2003, Berkeley Daily Planet vom 6. Juni 2003)

Kurzmeldungen

USA — Demokratischer Kandidat unterstĂŒtzt medizinisches Cannabis

Einer der demokratischen Kandidaten fĂŒr die PrĂ€sidentschaftswahlen in 2004 sagte am 29. Mai, dass er, wenn er zum PrĂ€sidenten gewĂ€hlt werde, die medizinische Verwendung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke erlauben werde, "als einen Akt des MitgefĂŒhls und Ausdruck von Menschlichkeit." "Wenn ein Arzt diese Entscheidung trifft, oder der Patient danach fragt, denke ich, dass es erlaubt werden sollte," erklĂ€rte Dennis Kucinich. Sein demokratischer Rivale John Edwards erklĂ€rte, dass er als PrĂ€sident nicht das bestehende Gesetz verĂ€ndern werde, jedoch eine Kommission zur Untersuchung der medizinischen Wirkungen der Droge einsetzen will. (Quelle: Associated Press vom 29. Mai 2003)

Republikaner und Demokraten stimmten am 4. Juni darin ĂŒberein, dass die Bundesregierung nicht das Geld der Steuerzahler fĂŒr den Kauf von Werbemaßnahmen gegen staatliche oder lokale Kampagnen, die auf die Verringerung von Marihuana-Strafen abzielen, verwenden solle. Diese Übereinstimmung ist der Teil der Gesetzgebung, die das Anti-DrogenbĂŒro fĂŒr weitere fĂŒnf Jahre fortbestehen lĂ€sst. Der Regierungsreformausschuss des ReprĂ€sentantenhauses nahm den Gesetzentwurf an. Mehrere andere vorgeschlagene Ausweitungen der Macht des Drogenbeauftragten des Weißen Hauses wurden ebenfalls beschnitten. (Quellen: Associated Press vom 4. Juni 2003, Oakland Tribune vom 7. Juni 2003)