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IACM-Informationen vom 15. März 2003

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Kanada — Umfrage zur Cannabisverwendung unter Schmerzpatienten

Am Gesundheitszentrum der McGill-Universität wurde unter Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht auf einer Krebserkrankung beruhen, eine Fragebogenumfrage durchgeführt, um die Dosis und Häufigkeit der Cannabisverwendung abzuschätzen. 209 Patienten wurden in die anonyme Umfrage eingeschlossen. 32 (15 %) gaben an, Cannabis zur Schmerzlinderung genutzt zu haben, und 20 (10 %) gaben an, es zur Zeit zur Schmerzlinderung zu verwenden. 18 % berichtet von einem Freizeitkonsum.

Die größte Patientengruppe litt unter Schmerzen, die durch eine Verletzung und/oder eine Operation verursacht worden war (51 %). Von den 32 Personen, die Cannabis wegen der Schmerzen nahmen, nahmen 53 % bei jedem Einnahmeintervall vier Züge oder weniger, 25 % rauchten eine ganze Cannabiszigarette, und 12 % rauchten mehr als eine Zigarette. 22 % dieser 31 Personen verwendeten Cannabis mehr als einmal am Tag, 16 % verwendeten es täglich, 25 % verwendeten es wöchentlich und 28 % selten.

Schmerzen, Schlaf und Stimmung waren die am häufigsten genannten Symptome, die durch Cannabis gebessert wurden. Psychologische Wirkungen und trockener Mund waren die am häufigsten genannten Nebenwirkungen.

(Quelle: Ware MA, Doyle CR, Woods R, Lynch ME, Clark AJ. Cannabis use for chronic non-cancer pain: results of a prospective survey. Pain 2003;102(1-2):211-216)

USA — Bundesgerichte dürfen Patienten strafverfolgen, die Cannabis nach staatlichen Gesetzen medizinisch verwenden

Ein Bundesrichter hat einen Antrag zurückgewiesen, der die US-Regierung daran gehindert hätte, potenziell zwei Frauen strafrechtlich zu verfolgen, deren Ärzte erklären, dass Marihuana ihre einzige wirksame Medizin sei. Im ersten Fall dieser Art hatten zwei kalifornische medizinische Cannabiskonsumentinnen Generalstaatsanwalt John Ashcroft mit dem Ziel verklagt, dass ein Gericht ihnen erlaubt, Cannabis ohne Bedrohung durch oder Angst vor Strafverfolgung durch die Bundesbehören zu verwenden, anzubauen oder zu erhalten.

Der Fall unterstreicht den Konflikt zwischen dem kalifornischen medizinischen Marihuanagesetz, das es erlaubt, Marihuana zu medizinischen Zwecken anzubauen, zu rauchen oder zu erhalten, und die Weigerung der Bundesregierung, die staatlichen Gesetze zu respektieren.

Einer der kranken Frauen, die das Gericht gegen die Regierung angerufen hat, war Angel Raich, eine 37 Jahre alte Frau, die an einer Anzahl von Erkrankungen leidet, darunter Skoliose, ein Gehirntumor, chronische Übelkeit. Müdigkeit und Schmerzen. Sie und ihr Arzt erklären, dass Cannabis die einzige Medizin sei, die ihre Schmerzen reduziert und ihr beim Essen hilft, so dass sie am Leben bleibt.

US-Bezirksrichter Martin Jenkins erklärte, er habe Sympathie für die Forderung der Frauen, entschied jedoch, dass das Bundesgesetz und die amerikanische Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration), die Marihuana nicht als nützliches Medikament betrachtet, ihn daran hindern würden, die gerichtliche Verfügung gegen das Justizministerium auszustellen.

(Quelle: Sarasota Herald-Tribune vom 10. März 2003)

USA — Medizinische Marihuana-Gesetzesvorlage durch den Senat von Vermont unterstützt

Die Senatoren stimmten am 13. März dafür, Vermont zum neunten Staat im Land zu machen, in dem Marihuana für die Behandlung von Schmerzen und anderen Symptomen schwerwiegender Erkrankungen legal ist. Allerdings muss die Gesetzesvorlage noch das Repräsentantenhaus passieren, und Gouverneur James Douglas hat erklärt, dass er die Vorlage nicht leiden könne, ohne allerdings zu sagen, ob er ein Veto dagegen einlegen würde.

Um sich für eine Ausnahme von den Marihuanagesetzen zu qualifizieren, muss man unter Krebs, Glaukom, multiple Sklerose, HIV, Aids oder einer Erkrankung leiden, die “schwere, anhaltende und nicht behandelbare Symptome“ wie Übelkeit oder Schmerzen verursacht.

Gegenwärtig haben Alaska, Kalifornien, Colorado, Hawaii, Maine, Nevada, Oregon und Washington Gesetze, die die medizinische Verwendung von Marihuana erlauben. Die medizinische Marihuana-Gesetzgebung hängt in verschiedenen anderen Staaten, darunter Connecticut, Maryland, Massachusetts, Missouri, New York und Rhode Island. In Arkansas, Neumexico und Missoula wurden in den vergangenen Wochen medizinische Marihuana-Gesetzesvorlagen durch die staatlichen Gesetzgeber blockiert.

(Quellen: Associated Press vom 12. and 13. März 2003, Albuquerque Tribune vom 7. März 2003)

Kurzmeldungen

Holland — Lizenzen für den Anbau von Cannabis

Eine Änderung des holländischen Betäubungsmittelgesetzes (Opium Act) tritt im März in Kraft (siehe: IACM-Informationen vom 1. Februar 2003). Es umfasst Regelungen für Anträge zum Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke und Richtlinien für den Anbau. Cannabis soll im September 2003 in den Apotheken verfügbar sein. Die Gesetze und Regelungen sind online verfügbar unter:

www.cannabis-med.org/dutch/regulations.htm

Wissenschaft — Journal of Cannabis Therapeutics

Die neue Ausgabe des Journal of Cannabis Therapeutics, Ausgabe 3(1), ist veröffentlicht, mit Artikeln von Dr. Franjo Grotenhermen zur Pharmakokinetik der Cannabinoide und Dr. Dale Gieringer zur Akzeptanz von medizinischem Marihuana in den USA, sowie einem Interview mit Markus Storz. Die Kurzfassungen finden Sie unter >www.cannabis-med.org/science/jcant.htm<.

Tahiti — Freispruch wegen medizinischer Verwendung

Wie die französische Zeitung Liberation kürzlich berichtete, wurde am 27. Juni 2002 ein 55-jähriger Mann, der Cannabis aus medizinischen Gründen verwendete, von einem Berufungsgericht der Hauptstadt Papeete freigesprochen, nachdem er zuvor von einem niedrigeren Gericht zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Er litt seit einem Unfall an einer Querschnittslähmung und baute sein Cannabis selbst an. Der Freispruch durch Richter Brieuc de Mordant de Massiac erfolgte auf der Grundlage von Artikel 122-7 des Strafgesetzbuches, nach dem eine Person, die „aufgrund einer aktuellen Gefahr eine Handlung ausführt, die für den Schutz der Person notwendig ist“, nicht strafverfolgt werden soll. Tahiti ist die größte Insel der französischen Übersee-Besitzung Französisch-Polynesien im Pazifik. (Quelle: Liberation vom 3. März 2003)

Kanada/USA — Anhörung von Steve Kubby

Ein Amerikaner, der angibt, wegen der Verwendung medizinischen Marihuanas in den USA verfolgt zu werden, begann am 5. März in Vancouver mit der Vorstellung seines Falles bei einer Anhörung für Flüchtlinge. Steve Kubby lebt seit mehr als einem Jahr in Kanada. Er leidet an einem Nebennierenkrebs und erklärt, er müsse mehrmals täglich Marihuana rauchen, um Blutdruckspitzen, schnellen Herzschlag und andere Probleme zu bekämpfen. Die Polizei führte im Januar 1999 in Kubbys Haus eine Razzia durch und fand Hunderte von Cannabispflanzen. Er floh nach Kanada, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Nachdem kanadische Einwanderungsbeamte versuchten, Kubby zu deportieren, beantragte er den Flüchtlingsstatus.