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IACM-Informationen vom 10. November 2001

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IACM — Konferenz zu Cannabis und den Cannabinoiden des Jahres 2001

Am 26. und 27. Oktober führte die IACM in Kooperation mit der Ärztekammer Berlin und der Charité an der Virchow-Klinik der Berliner Charité ihren ersten internationalen Kongress zu Cannabis und den Cannabinoiden durch, mit etwa 80 Teilnehmern aus 10 Ländern.

Etwa 35 Referenten referierten in den Vortragsblöcken und/oder den Workshops zu Sepsis/Kreislauf, Politik, Appetitverlust/Übelkeit/Erbrechen, Abhängigkeit/Sucht, Schmerzen und Neurologie. Die Teilnehmer genossen es, Informationen zu neuen Forschungsergebnissen aus erster Hand zu erhalten und Ideen auszutauschen.

Der 38-seitige Band mit Kurzfassungen der meisten Vorträge (Rik Musty, Jens A. Wagner, Margret R. Höhe, Bela Szabo, Joerg Fachner, Ester Fride, Donald I. Abrams, Karen J Berkley, Ciaran M Brady, Ulrike Hagenbach, Andreas M. Stadelmann, Eberhard Schlicker, Myra Klee, Franjo Grotenhermen, Kirsten Mueller-Vahl, Rudolf Brenneisen, Clare Hodges, Florian Strasser, Thomas M. Tzschentke, Tod Mikuriya, and Derik Hermann) ist erhältlich durch Zusendung eines 10 US-Dollar- oder 20 Deutsche Mark-Scheins an die IACM, unter Anforderung des Vortragsbandes. Es gibt nur eine englische Version. Die Kurzfassungen werden auch im Journal of Cannabis Therapeutics abgedruckt.

Am 27. Oktober gab es eine Parallelveranstaltung im Kaiserin-Friedrich-Haus mit 12 Übersichtsvorträgen zur medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten und ihren möglichen Nebenwirkungen.

IACM — Neue Mitglieder im Vorstand und in der Patientenvertretung

Dr. Ethan Russo (USA), Dr. William Notcutt (Großbritannien) und Dr. Ricardo Navarrate-Varo (Spanien) wurden bei der IACM-Mitgliederversammlung am 25. Oktober in Berlin als neue Mitglieder in den Vorstand gewählt.

Zuvor war die Zahl der maximal zulässigen Vorstandsmitglieder von zur Zeit maximal sieben auf ein Maximum von zehn erhöht worden. Die gegenwärtigen Vorstandsmitglieder Dr. Franjo Grotenhermen (Deutschland, Vorsitzender), Dr. Kirsten Müller-Vahl (Deutschland), Dr. Martin Schnelle (Deutschland), Dr. Ulrike Hagenbach (Schweiz) und Dr. Kurt Blaas (Österreich) wurden bestätigt.

Clare Hodges, Vorsitzende der britischen 'Alliance for Cannabis Therapeutics', wurde als erstes Mitglied der Patientenvertretung, die maximal zwei Mitglieder umfassen kann, gewählt.

Der Mitgliedsbeitrag für ordentliche Mitglieder wurde leicht von 60 auf 75 Euro/US-Dollar erhöht und die ordentliche Mitgliedschaft schließt nun automatisch ein Abonnement des Journal of Cannabis Therapeutics ein.

(Quelle: Protokoll der IACM-Mitgliederversammlung am 25. Oktober 2001)

USA — Bundesdrogenbehörde führt Razzia in kalifornischem medizinischen Cannabisklub durch

Beamte der Bundesdrogenbehörde (Drug Enforcement Administration) durchsuchten am 25. Oktober den medizinischen Cannabisklub 'Los Angeles Cannabis Resource Center' (LARC). Sie beschlagnahmten Computer, Finanzdokumente, 400 Cannabispflanzen und medizinische Akten von etwa 3.000 aktuellen und ehemaligen Patienten. Das Zentrum, das seit 1996 geöffnet ist, gibt Marihuana an Patienten ab, die an AIDS, Epilepsie, Glaukom, Krebs und anderen schweren Erkrankungen leiden.

Bei einer Pressekonferenz am 26. Oktober mit Scott Imler, Direktor des LARC, Mitglieder des West Hollwood Stadtrates und einem Vertreter der Polizei von Los Angeles, erklärte Ratsherr John Duran: "Unsere Stadt wird zu unseren Bewohnern und zu diesem Klub stehen. Diese Menschen werden nun wieder auf die Straßen gedrängt und müssen sich mit Drogendealern abgeben."

In den folgenden Tagen schlossen andere ihren Klub selbst. Die Besitzer des Klubs 'Cannabis Healing Californians' erklärten, dass sie denken, die Razzia des LARC durch die Bundesdrogenbehörde sei der Beginn eines breit angelegten Angriffs gegen die medizinische Verwendung von Cannabis durch die Bush-Administration. "Sie haben den legalen medizinischen Marihuana-Markt in Los Angeles komplett zerstört," erklärte Dr. Dale Gieringer von der Nationalen Organisation für die Reform der Marihuanagesetzgebung.

Am 5. November wendete sich Bezirksstaatsanwalt Terence Hallinan an die Drug Enforcement Administration mit der Bitte, ihre Kampagne gegen die Klubs einzustellen und "den Ansatz unserer Stadt im Umgang mit medizinischem Marihuana zu respektieren, was die Kriminalität reduziert, Geld gespart und zum öffentlichen Wohl beigetragen hat."

(Quellen: Associated Press vom 26. Oktober und 7. November 2001, Los Angeles Independent vom 3. November 2001, San Francisco Bay Guardian vom 6. November 2001)

Großbritannien — Cannabisgesetze sollen entschärft werden

Innenminister David Blunkett kündigte am 23. Oktober an, dass er die Cannabisgesetzgebung entschärfen will, so dass der Besitz nicht länger eine Straftat ist, die zur Verhaftung führt. Die Droge würde illegal bleiben, jedoch von einer Droge der Klasse B zu einer Droge der Klasse C umgestuft.

Das Ziel sei die Entlastung der Polizei zugunsten einer Konzentrierung auf härtere Drogen und eine Verbesserung der gegenwärtigen Gesetzgebung. Parallel sollen Lizenzen für Cannabisderivate zur medizinischen Verwendung die Unterstützung der Regierung erhalten, wenn gegenwärtige Studien erfolgreich seien. Der Besitz von Cannabis und die Abgabe würde eine Straftat bleiben, mit einem Strafhöchstmaß von fünf Jahren für die Abgabe und zwei Jahre für den Besitz. Jedoch anstatt Menschen, die mit Cannabis gefasst werden, zu verhaften, würden Polizisten eher eine Verwarnung aussprechen.

Gegenwärtige Klassen:

Klasse A: Heroin, Kokain, Ecstasy, LSD.

Klasse B: Amphetamine, Cannabis.

Klasse C: Anabole Steroide, Benzodiazepine.

Nach einer Umfrage, die von Mori für 'News of the World' nach Blunketts Ankündigung durchgeführt wurde, denkt die Mehrheit der Briten, dass Cannabis legal sein und in einer ähnlichen Weise wie Alkohol verkauft werden sollte. Etwa 65% der Befragten gaben an, dass es legalisiert werden sollte, und 91% erklärten, dass es auf einem ärztlichen Rezept erhältlich sein sollte.

Bei einer Diskussion im Unterhaus am 9. November begrüßten mehrere Sprecher das Vorhaben des Innenministers, drängten die Regierung jedoch weiter zu gehen.

(Quellen: The Times vom 24. Oktober 2001, BBC News vom 23. Oktober 2001, PA News vom 28. Oktober und 9. November 2001)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Journal of Cannabis Therapeutics

Eine PDF-Datei mit einem freien Exemplar des Journal of Cannabis Therapeutics ist nun auf der Web-Seite der IACM online erhältlich unter:

http://www.cannabis-med.org/science-international/JCANT.htm

USA — Arkansas

Die Mehrheit der Einwohner von Arkansas, die in einer Umfrage befragt wurden, unterstützen die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke, wenn seine Verwendung durch einen Arzt angeordnet ist. Die dritte jährliche Umfrage in Arkansas ergab, dass 63 Prozent der 767 Einwohner, die telefonisch befragt worden waren, einen legalen medizinischen Zugang zu Cannabis unterstützen. (Quelle: ASCRIBE NEWS via COMTEX vom 25. Oktober 2001)

USA — Nevada

Offizielle Vertreter des Staates Nevada erklärten, dass Ihnen keine Schritte des Bundesjustizministeriums gegen das medizinische Marihuana-Programm von Nevada, das am 1. Oktober 2001 begann, bekannt seien. Das Gesetz von Nevada unterscheide sich von dem in Kalifornien und würde weniger wahrscheinlich ähnliche Aktionen provozieren. (Quelle: Associated Press vom 1. November 2001)

Kanada — Cannabis-Gesetzesvorlage

Nach dem Abgeordneten Keith Martin unterstützt eine Mehrheit der Bundespolitiker seine Gesetzesvorlage, die eine Entkriminalisierung von Marihuana verlangt. Gesetzesvorlage C-344 würde ein System von Geldstrafen für den Besitz geringer Mengen einführen ? bis zu 1.000 Dollar ? anstatt eine Behandlung als Straftat. (Quelle: Globe and Mail vom 8. November 2001)

Spanien — Studie mit Dronabinol

Der Gesundheitsminister kündigte am 24. Oktober an, dass es zwei klinische Phase-III-Studien mit Cannabinoiden genehmigt habe. Eine werde die Wirkung des natürlichen Cannabinoids THC (Dronabinol) bei Patienten mit Glioblastom, einem aggressiven Gehirntumor, untersuchen, die andere die Wirkung des nicht-psychotropen synthetischen Cannabinoids Dexanabinol bei schweren Schädeltraumen. (Quelle: El País vom 25. Oktober 2001)

Kanada — Erstes Cannabis-Teehaus

Am 31. Oktober öffnete das erste Cannabis-Teehaus in Kanada. Das 'HC Marijuana Users Teahouse of Canada' in Vancouver profitiert von den Regelungen, die die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt. Der zentrale Bereich des Teehauses, mit Tischen und Barhockern, kann 100 Personen unterbringen. Im hinteren Teil gibt es einen separaten Raum für Personen, die Cannabis medizinisch verwenden dürfen. (Quelle: Globe and Mail vom 1. November 2001)

Wissenschaft — Behandlung von Übergewicht

Das Fettsäure-Ethanolamid Oleylethanolamid (OEA) scheint in die Regulierung des Appetits involviert zu sein. Während Anandamid, ein anderes Fettsäure-Ethanolamid, einen verstärkten Appetit verursacht, reduzierte OEA Appetit und Gewicht bei Ratten. Dies schrieben Dr. Daniele Piomelli, Professor an der Universität von Kalifornien in Irvine, und seine Kollegen in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Nature. (Quelle: ASCRIBE NEWS via COMTEX vom 7. November 2001)

Wissenschaft — Krebs

Die Behandlung einer Krebszelllinie von Ratten mit dem Anandamid-Analog Met-F-AEA resultierte in einer drastischen Reduzierung des Tumorvolumens. Diese Verminderung war mit einer deutlichen Abnahme der K-Ras-Aktivität verbunden. Ras-Proteine (H-Ras, N-Ras, K-Ras) spielen eine Rolle bei Signalübermittlungswegen, die zur Zellvermehrung oder zum Zelltod führen. (Quelle: Bifulco M, et al. FASEB, veröffentlicht online am 29. Oktober 2001).

Wissenschaft — Hirnleistungsfähigkeit I

Drei Gruppen von Personen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren wurden hinsichtlich ihrer kognitiven Fähigkeiten untersucht: 63 gegenwärtige starke Cannabiskonsumenten, 45 ehemalige starke Konsumenten und 72 Nicht-Konsumenten. Die Ergebnisse zeigten, dass einige kognitive Defizite bis zu mindestens 7 Tage nach Einstellung starken Konsums nachweisbar waren. Am 28. Tag fanden sich zwischen den drei Gruppen allerdings in den Tests nahezu keine signifikanten Unterschiede mehr. Daher scheinen die Cannabiswirkungen auf die Hirnleistungsfähigkeit starker Konsumenten reversibel zu sein und auf kürzlich zurückliegendem Konsum zu beruhen. (Quelle: Pope HG Jr, et al. Arch Gen Psychiatry 2001 Oct;58(10):909-15)

Wissenschaft — Hirnleistungsfähigkeit II

Akutes Marihuanarauchen produzierte bei erfahrenen Marihuanakonsumenten, die im Durchschnitt 24 Cannabiszigaretten pro Woche konsumierten, minimale Wirkungen auf komplexe kognitive Aufgaben. (Quelle: Hart CL, et al. Neuropsychopharmacology 2001 Nov;25(5):757-65)